Martinsfest

12. November | ab 16 Uhr | Gemeindehaus und Martinstift Leipzig

»Ich geh' mit meiner Laterne...«

Als das Martinsfest wie geplant um 16:30 Uhr mit einem Lied startete und die Kinder in den abgedunkelten Saal mit ihren selbstverzierten Teelichtgläsern einliefen, fühlte ich Dankbarkeit. Dankbarkeit darüber, dass dieses Fest stattfinden konnte. Dankbarkeit für die Initiative einiger beherzter Mütter, die auf eine akute Notsituation reagierten. Die Not war meine Fußverletzung, die verhinderte, dass ich die letzte Theaterprobe mit den Christenlehre-Kindern durchführen konnte und es nicht sicher war, dass ich bei dem Fest überhaupt dabei sein konnte. Besonders Miriam Rau und Christine Strass unterstützten mich sehr und führten die Generalprobe auch ohne mich durch. Ganz ähnlich wie Martin sahen sie die Not und ließen sich von der Trauer ihrer Kinder über die Absage erweichen und handelten. So wurden sie zum Segen in dieser schweren Situation und mir persönlich war dies eine große Ermutigung.

Zu Beginn des Festes feierten wir gemeinsam die Geschichte des St. Martin mit Liedern und auch mit einem Theaterstück der Christenlehregruppe der 1./2. Klasse. Die Kinder waren total motiviert und gaben ihr Bestes, um die Begegnung von Martin mit dem notleidenden Mann, inmitten einer Menge von Schaulustigen, wiederzugeben. Martin wurde von der Not so ergriffen, dass er seinen Mantel zerteilte. Wir teilten im Anschluss daran dann unsere Martinshörnchen und konnten einen kurzen Impuls hören. Martin hat sich ungeachtet seines Auftrags und der Befehlsausführung als Soldat die Zeit (und damit die Freiheit) genommen, stehen zu bleiben und auf die Not des erfrierenden Mannes zu reagieren. Dies darf uns auch eine Ermutigung sein, hinzusehen und den anderen in seiner Not wahrzunehmen und dann zu handeln. So, wie dies auch manche Eltern taten und mir ihre Unterstützung anboten.

Und zum anderen hatte sein Handeln für Martin schwere Konsequenzen, so hatte er doch Armee-Eigentum beschädigt und landete dafür im Gefängnis. Auch dies nahm er in Kauf, angetrieben von Barmherzigkeit. Diese Begegnung sollte sein ganzes Leben verändern. In der kalten Gefängnisnacht begegnete ihm Jesus, der eine Hälfte des Mantels trug. »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.« (Mt. 25, 40)

»Tragt in die Welt nun ein Licht« - neu angeregt von Martins Vorbild sind wir dann mit Lichtern in die Dunkelheit hinausgegangen. Daraus wurde ein fröhlich singender Laternenumzug zum Martinstift in die Arndtstraße.

Wir wurden wieder sehr herzlich mit Musik, Feuerstellen, Glühwein und Kinderpunsch empfangen. Viele Bewohner des Martinstifts begrüßten uns herzlich und es war Zeit für Begegnung, Austausch und Gemeinschaft.

Und auch ich fuhr fröhlich und dankbar nach Hause, nachdem noch tatkräftige Männer im Gemeindehaus beim Umbau geholfen haben.

Ich fühlte mich reich beschenkt von dem Erleben, dass Gaben und Kräfte bei diesem Fest in besonderer Weise miteinander geteilt wurden.

 

Liebe Grüße von Eurer Silje