Kleiderkammer
10.12.2024 | Pavillon der Hoffnung
»Anziehungspunkt«
Einblicke in die Arbeit der Kleiderkammer
Mein Name ist Miriam Rau und ich bin seit 7 Jahren die Leiterin der Kleiderkammer der Andreasgemeinde. Was einst in einer Garage begann, wurde 2018 nach der Renovierung eines Raumes im Empfangsbereich des Pavillons wirklich zu einem Ort, wo es Menschen richtig hinzieht. An der Wand dieses Raumes, wo wir die Kleidung anbieten, steht »Anziehungspunkt.«
Die Gründe, warum die Menschen kommen, sind sehr unterschiedlich. Für viele sind es natürlich in erster Linie die Kleidung/Schuhe, die hier nach Größen sortiert zu finden sind. Doch gerade sonntags trifft man sich hier auch einfach so zum Plaudern, während man eine neue Hose oder einen neuen Pulli für sich oder sein Kind sucht. Da wird gefragt: Wie lief die letzte Woche? Was bewegt Dich gerade? Die Freude der Besucher ist immer groß, wenn dann ein schönes Kleidungsstück oder genau die richtigen passenden Schuhe für die Kinder gefunden wurden.
Zu den größeren Öffnungszeiten, wo bis zu 15 Erwachsene plus viele Kinder kommen, ist schon mehr los. Hier ist der Fokus sehr auf die angebotenen Dinge ausgerichtet, die die Menschen auch wirklich brauchen. Es kommen auch viele, die noch nicht gut deutsch sprechen können. Mit Hilfe einer Übersetzungs-App wird so manches klarer erfragt. Dass diese App nicht immer alles genau übersetzt, sorgt hin und wieder für ein Schulterzucken oder herzhaftes Lachen: »Ich möchte dir ein Kind geben« – sollte heißen: »Ich brauche einen Kinderwagen«. Gut, dass wir das noch herausbekommen haben und sogar einen Kinderwagen da hatten, sodass diese Frau sehr dankbar nach Hause ging und sich kurz vorm Gehen noch mal mit der App bedankt hat (diesmal war die Übersetzung richtig!).
Die Menschen gehen mit gefüllten Taschen und fast immer mit einem Lächeln und mit einem Danke auf den Lippen nach Hause. Es ist schön, die Menschen mit dieser Arbeit glücklich zu machen. Während der Ausgabe läuft Lobpreismusik. Dadurch wird eine angenehme Atmosphäre geschaffen. Oft kommen auch Kinder im Kinderwagen mit. Wenn diese dann einsam irgendwo abgestellt werden, nutze ich die Gelegenheit, diesem Kind meine Aufmerksamkeit zu schenken und werde immer mit einem Lächeln belohnt. Sonntags öffnet die Kleiderkammer für die Gottesdienstbesucher eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst.
Das Team der Kleiderkammer
Nicht nur die Mitglieder der Andreasgemeinde geben Kleidungsstücke ab, die nicht mehr benötigt werden oder zu klein geworden sind. In ganz Leipzig hat sich herumgesprochen, dass es im Pavillon der Hoffnung eine Spendenannahmestelle für »fast« alles gibt. So kommen an vier Tagen pro Woche diese Sachspenden bei Diana Ackermann (Mitarbeiterin des Pavillon der Hoffnung) an, die eine große Vorsortierarbeit leistet. Das Kleiderkammerteam trifft sich immer dienstags und donnerstags. Das sind auch die beiden Tage, wo die Kleiderkammer geöffnet ist. Da wird dann aufgeräumt und vorbereitet.
Das Team besteht aus Müttern, die in Elternzeit sind, Frauen, die keinen festen Beruf ausüben, Rentnern, Frauen, die sich einfach einen oder zwei Tage in der Woche dafür Zeit freischaufeln, um diese wertvolle und sinnstiftende Arbeit mit zu unterstützen. Viele sind schon lange dabei, aber es kommen immer wieder auch neue Frauen dazu. Während die Kleidung geprüft und aufgehängt wird, bleibt viel Zeit für Gespräche.
Regina, die älteste Mitarbeiterin des Teams, gehört zu den Urgesteinen. Sie ist sehr dankbar, dass sie mit dabei sein kann. Ganz treu bringt sie sich an beiden Tagen mit ein. Auch bei der Ausgabe der Kleidungsstücke steht sie hinter dem Tresen und verteilt die begehrte Ware auf Nachfrage an die meist bedürftigen Flüchtlinge unserer Stadt. Auf die Frage, warum sie hier ist, antwortet sie: »Ja, ich bin hier, weil ich vielen Leuten helfen will und auch ein sehr gutes Team habe, mir gefällt es und ich mache das gerne.«
Yvonne hat vor vielen Jahren mit sortiert, nun kommt sie ab und zu, um dem Team »Hallo« zu sagen. Yvonne sagt: »Ich bin da, um alte Kontakte zu pflegen, vielleicht mal ins Team zu kommen, wenn es mir gesundheitlich wieder besser geht.«
Miriam Rau