Jugendfahrt nach Auschwitz

Elie Wiesel

»To be a Jew is to remember.«

Dieser Satz von Elie Wiesel stand über unserer Ein­ladung zur dies­jähri­gen Reise nach Oswiecim / Auschwitz. Seit einiger Zeit ist es uns als Verein »Tor nach Zion« ein beson­deres Anliegen, auch junge Menschen mit dem Thema Holo­caust und den jüd­ischen Wurzeln unseres Glaubens be­kannt zu machen.

So haben wir dies­mal ganz besonders jün­gere Leute ein­geladen.

Am Himmel­fahrts­tag trafen wir uns in aller Frühe und starteten mit zwei Klein­bussen in Richtung Polen. Die Stimmung war gut und voller Erwartung. Nach einer gefühlt end­losen Fahrt mit einigen Staus erreichten wir endlich unser Ziel. Unter­gebracht waren wir in drei schönen Holz­häuschen je zu 5 Personen.

Am Nach­mittag machten wir uns auf den Weg nach Oswiecim und besuchten dort die einzige Syna­goge (von 20!), die nicht von den Deutschen zer­stört wurde. Im Nachba­rraum staunten wir über einige kost­bare Leuchter, die aus der großen Synagoge stammten, kurz vor Ein­treffen der Deutschen ver­graben wurden und erst 2004 wieder zum Vorschein kamen. Eine wunder­same Geschichte, die leider zu lang ist, um hier erzählt zu werden (Ihr könnt mich aber gerne danach fragen :).

Danach saßen wir noch gemütl­ich im Café Bergson im »Kluger­haus«. Am Abend hatten wir eine erste Runde, wo wir uns über unsere Erwar­tungen und unsere Ängste bezüglich der Reise aus­tauschten. Diesmal hatten wir das Vor­recht, in unserer Gruppe einige wirklich begabte Lob­preis­leiter zu haben. So beendeten wir den Abend mit An­betung unseres Herrn. Das heißt, ich beendete den Abend so. Die jungen Leute hatten noch unendliche Energie, gemeinsam zu spielen.

Am nächsten Morgen ging es nach einer Andacht mit Abend­mahl und einem wunderbaren Hotel­früh­stück zum Super­markt. Dort trafen wir uns mit unserem polni­schen Guide Jacek. Er führte uns durch Oswiecim und erzählte vom Leben der Juden vor dem Krieg. Danach fuhren wir nach Birkenau, dem berüch­tigten Vernichtungs­lager. Jacek erzählte uns von Shlomo, einem Juden, der im Sonder­kommando in den Gas­kammern arbeiten musste. Wie durch ein Wunder hat er das Grauen überlebt und seine Geschichte bekannt gemacht.

Gegen Mittag ging es mit einem Shuttle weiter in das Lager Ausch­witz 1. Dort stehen viele Back­stein­häuser, in denen die Gefange­nen unter grauen­haften Bedingungen hausen mussten. Heute beinhaltet jedes Haus eine andere Auss­tellung. Jacek führte uns durch einige hindurch.

Mich beeindruckt immer am meisten der jüdi­sche Pavillon. Am Anfang werden ganz viele Film­aus­schnitte vom ganz normalen Leben der Juden vor dem Krieg gezeigt. Urlaube am Meer, Feste, Familien­fotos... Im zweiten Stock hört man Reden von Hitler, Göbbels und Göring vor dem deutschen Volk.

Ich bin jedes Mal fassungs­los über die Begeisterung und den frene­tischen Jubel. Am Ende dieser Aus­stellung gibt es ein Buch von gigan­tischem Ausmaß mit den Namen aller Juden, die um­ge­kommen sind.

Am Nach­mittag beendeten wir unseren Rund­gang voll­gefüllt mit Infor­mationen, Ein­drücken und Emoti­onen. Jetzt brauchten wir erst einmal eine lange Pause. Am Abend feierten wir, gemein­sam mit dem jüdischen Volk, Shabbat. Wir nahmen uns Zeit, uns über das Erlebte aus­zu­tauschen, zu beten und zu singen.

Am Sonnabend­morgen machten wir uns nach Andacht und Frühstück auf den Weg nach Krakau. Was für eine wunder­schöne Stadt! Wir starteten in Kazimierz, dem jüdi­schen Viertel von Krakau, besuchten die Alte Synagoge, den jüdi­schen Markt, machten Pause an der Weichsel, sahen uns im ehe­maligen Bereich des Ghettos von Krakau um und besuch­ten eine Foto­ausstellung mit »Lost Places«, ehe­malige jüdische Orte, die heute verwaist sind. Den Abend ließen wir in einem Restau­rant auf dem jüdi­schen Markt gemüt­lich ausklingen.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Andacht, Früh­stück und Packen in die wunder­bare Aus­stellung »Fountain of Tears« vom kana­dischen Künstler Rick Wienecke. Er stellt in einzig­artiger Weise die Identi­fikation von Jesus mit dem Leiden seines Volkes im Holo­caust dar.

Etwa 5 Minuten entfernt befindet sich die alte »Juden­rampe«. Das ist der Ort, an dem die Züge bis Anfang 1944 ankamen. Später fuhren sie direkt ins Lager. Wir hatten eine letzte Gebets­runde vor dem Waggon, der an diese Zeit erinnert. Danach ging es wieder Richtung Heimat. Diesmal brauchten wir noch länger als auf der Hin­fahrt, weil es einen »Monster­stau« an der Grenze gab.

Rückblickend bin ich unendlich dankbar für diese Reise, die offenen Herzen der jungen Leute, ihr Interesse am Thema und natürlich für alle Bewahrung unseres Herrn. DANKE, JESUS!!!

Kerstin Kluge