Pfr. Albrecht Schödl zu einem Jahr Andreasgemeinde

Man mag es kaum glauben: Bereits ein Jahr ist vergangen seit dem »Amtsantritt« von Pfarrer Albrecht Schödl. Beate Kortung fragte nach seinen persönlichen Highlights und Herausforderungen, nach seinem Weg in die Gemeinde und wohin er mit uns gemeinsam gehen will.

 

Beate: Lieber Albrecht, wie schnell ging das erste Jahr für Dich vorbei?

Albrecht: Sehr schnell!

Wie waren Deine Erwartungen, Deine Vorstellungen im Vergleich zu dem, was Du dann tatsächlich vorgefunden hast?

Ich muss sagen, es hat sich ganz gut mit dem gedeckt, was ich vorher in Erfahrung gebracht habe, als ich geprüft habe, ob die Stelle passt. Wir haben mit den Mitgliedern des Kirchenvorstandes sehr ehrlich gesprochen. Die starken Seiten der Gemeinde und die Herausforderungen waren mir bekannt. Die Facetten haben sich dann natürlich hier erst ergeben: Aber ich finde, ich war erstaunlich gut eingestellt auf das, was mich hier erwartet und habe bisher noch keine »Leichen im Keller« gefunden.

Was schätzt Du denn an dieser Gemeinde am meisten, was sind aus Deiner Sicht ihre Stärken?

Als ich vor etwa zwei Jahren sondiert habe, ob ich in die Andreasgemeinde komme, waren die Menschen sehr überzeugend, die ich hier kennengelernt habe. Das waren damals natürlich eher Leute aus dem Kirchenvorstand, bei denen ich dachte: Oh, mit denen würdest du gerne was machen! Auf dieser Spur hat sich das dann fortgesetzt: Ich schätze sehr, dass in dieser Gemeinde sehr engagierte Menschen sind, in jedem Alter, in jedem Arbeitsfeld, mit denen es sehr viel Spaß macht, Gemeinde zu gestalten.

Was war denn Dein persönliches Highlight der letzten 12 Monate?

Der Gemeindetag! Das war im Vorfeld auch wirklich spannend: Wie viele lassen sich gewinnen, was kommt da raus? Es war wirklich ein Highlight, dass da viele kamen, dass da eine Aufbruchsstimmung entstand und dass aus diesen Planungen heraus weitere Schritte folgten. Das konnte man vorher nur begrenzt planen. Alles, was daraus entstanden ist, wird nun von einer breiteren Basis getragen, und das war mir sehr wichtig.

Fühlte sich das an wie ein Neustart, für Dich und für die Gemeinde?

Na ja, für die Gemeinde an sich kann ich nicht sprechen. Aber für mich war der Gemeindetag ein wichtiger Meilenstein, um mit einer hohen Resonanz und Beteiligung der Gemeinde weitere Schritte zu gehen. Alles andere muss man die Gemeinde selber fragen.

Was hat Dich denn bisher am meisten herausgefordert?

Das ist eine gute Frage. Muss ich erst mal nachdenken. Ja, die größte Herausforderung ist die, nach der ersten Anfangseuphorie, diese in ein Fahrwasser zu bekommen, wo Dynamik erhalten bleibt. Es ist gar nicht so leicht, die Leute bei der Stange zu halten, einen guten Stil zu finden, leidenschaftlich und dynamisch zu bleiben, ohne jemanden auszulaugen. Und ich wünsche mir natürlich auch, dass neue Leute dazukommen.

Wie sieht denn eine typische Arbeitswoche für Dich aus und was passiert hinter den Kulissen, von dem man als Gemeindeglied gar nichts mitbekommt?

In der Regel habe ich Montag frei. Das ist so der Pfarrersonntag. Dienstag fängt mit einer Dienstberatung an. Wir sind hier zu dritt: Silje, unsere Gemeindepädagogin, und Björn, unser Büroleiter, und ich. Wir besprechen, was ansteht in der Woche. Dann sortiere ich erst mal meine Woche. Mittwoch ist in der Regel mein vollster Tag: vormittags sind Treffen, unterschiedliche Konvente mit den Kollegen aus der Region, Allianz, im Kirchenbezirk. Nachmittags sind Konfirmandenunterricht und Bibelstunde bzw. der Glaubenskurs. Das bereite ich in der verbleibenden Zeit am Dienstag und Mittwoch vor.

Donnerstag geht es dann oft um den Gottesdienst, die Dinge genau vorzubereiten und zu planen. Dazu kommen Besuche, zum Beispiel bei hohen Geburtstagsjubiläen der Senioren. Ich habe verschiedene Projekte zu organisieren, viel Büroarbeit, zum Beispiel mit dem, was im Kirchenvorstand beschlossen wurde und administriert werden muss. Da braucht es viel Vor- und Nacharbeit. Oder auch, was mit der Kirche als Institution zu tun hat: Da hängt einfach viel dran, was man von außen nicht gleich sieht.

Und wann schreibst Du typischerweise Deine Predigt?

Bei der Predigt läuft es so, dass ich mir drei, vier Tage vorher schon Gedanken mache. Ich beschäftige mich mit dem Text, ich lese dazu und mache mir Notizen. Ich bin ein großer Freund der Handschrift und habe eine Kladde, wo ich alles sammele. Da habe ich also meine Stichworte. Die Predigt selber schreibe ich am Sonntagmorgen. Ich bin dann ja schon vorbereitet mit dem Material, was ich gesammelt habe. Sonntagfrüh hat den Vorteil, dass ich frisch bin und einen gewissen Druck habe, alles auf den Punkt oder besser, meine drei Punkte zu bringen.

Was bedeutet für Dich Glaube im Alltag und wie beeinflusst er Dein Leben?

Das heißt für mich, dass ich bestimmte Rituale habe, wie ich in den Tag gehe: ich lese in der Bibel, ich bete. Meine Herausforderung ist, diese Strukturen auch mit Geist und Leben zu füllen. Gerade wenn der Tag voll ist, eins nach dem anderen passiert ist und ich nicht das geschafft habe, was ich schaffen wollte, dann versuche ich auch darin, Gott am Werk zu sehen. Insbesondere, wenn ich Gespräche mit Menschen hatte, zum Teil auch sehr schwere Gespräche, hat mir das wieder an einer anderen Stelle geholfen: Ich konnte mit den geteilten Erfahrungen Anderer hoffentlich realistischer predigen.

Ich lese gerade ein Buch »Gott spricht in meinen Tag hinein«. Das ist die Sache, an der ich mich übe: In den kleinen Dingen, eigentlich in allem, was passiert, vor allem aber in diesen unspektakulären Dingen, Gott zu entdecken. Diesen Impuls dann aufnehmen und dem nachgehen.

Wofür interessierst Du Dich sonst noch, wo engagierst Du Dich außerhalb Deines Berufs?

Ich bewege mich gerne, fahre relativ viel Fahrrad. Auch weitere Strecken. Ich lese gerne und viel, auch vielseitig. Ich bin in einem Buchclub, da geht es um Klassiker der Weltliteratur. Aber natürlich interessieren mich auch neuere Texte und diverse Nachrichtenkanäle, alles Mögliche, einfach auch, um up to date zu sein. Mir ist wichtig, nicht nur in meiner Blase zu bleiben, sondern den Horizont zu erweitern.

Worauf freust Du Dich in Deinem zweiten Jahr?

Ich freue mich, dass sich nach dem ersten Jahr die familiäre Situation normalisiert: Meine Frau zieht im Juli hierher, wir leben endlich wieder zusammen und die doppelte Haushaltsführung hat ein Ende.

Und ich bin natürlich gespannt, was aus dem ersten Jahr folgt und wo aus Dingen, die sich jetzt konsolidiert haben, neue Dinge entstehen. Ich sehe sie noch nicht konkret, und Gemeindeentwicklung kann man auch nicht einfach »machen«. Aber ich hoffe natürlich, dass es Aufbrüche gibt und Neues wächst. Ich werde auf jeden Fall verschiedene Dinge probieren, und bestimmt gibt es da auch Ideen aus der Gemeinde.

Gibt es noch etwas, was Du der Gemeinde mitgeben möchtest?

Also ich bin sehr gerne Pfarrer der Andreasgemeinde und ich freue mich darauf, den Weg weiterzugehen. Und ich glaube fest und vertraue darauf, dass Gott immer wieder überraschende und ungeahnte Möglichkeiten öffnen wird. Mal sehen, was das ist. Lasst uns da gemeinsam unterwegs sein!

 

 

Das Interview führte Beate Kortung mit Pfarrer Albrecht Schödl am 21. Mai.