Björn Karachouli

2. Oktober | 10:15 Uhr | Clubraum im Gemeindebüro

»Jubiläum«

...scheint der rote Faden zu sein, der sich durch das Kirchenjahr unserer Gemeinde zieht. Neben vielen anderen trifft es nun auch Björn Karachouli, unseren Gemeindebüroleiter. Seit stolzen 20 Jahren hält er in der »Zentrale« im Pfarrhaus den Laden zusammen.

 

Lieber Björn, 20 Jahre bist Du schon am Start. Das hast Du selbst gar nicht gewusst?

Letztes Jahr hatte ich das noch auf dem Schirm. Aber jetzt war ich doch sehr überrascht (lacht).

Erzähl mal, wie hat denn alles angefangen? Wie bist Du zu dem Job gekommen?

Das war eine interessante Zeit. Damals habe ich noch als Physiotherapeut gearbeitet und hatte den dringenden Wunsch, für die Gemeinde tätig zu sein. Ich hatte mich 2003 bekehrt und den Grundkurs mitgemacht. Danach wollte ich an einem Ort arbeiten, wo man diese Freude auch »rauslassen« kann. Und tatsächlich wurde diese Stelle gerade frei. Ich habe mich einfach beworben. Damals habe ich nebenbei noch studiert mit Spezialisierung Betriebswirtschaft, was wohl ausschlaggebend war, dass sich der damalige Kirchenvorstand für mich entschieden hat.

Jetzt hat sich in dieser langen Zeit bestimmt einiges verändert. Nimm uns mal mit durch den Wandel?

Da Kerstin [Kluge, ehem. Gemeindepädagogin, A.d.R.] ja jetzt nicht mehr da ist, arbeiten wir nicht mehr mit Polylux und Folien (lacht aus vollem Hals). Das hat mich bis letztes Jahr meine ganze Zeit hier begleitet. Damit ging eine echte Ära zu Ende.

Ich habe damals angefangen mit einem ganz kleinen Drucker. Fürs Scannen gab es ein Gerät, wo man nur eine Seite einzeln scannen konnte und was jedes Mal erst angeschlossen werden musste. Wie lange das gedauert hat! Dann gab es noch ein Faxgerät. Lauter Einzelteile. Erst einiges später kam das große Gerät, wo alles integriert ist. Das brachte enorme Arbeitserleichterung, vor allem, weil es schnell geht.

Jetzt geht zwar vieles leichter, aber nach meinem Empfinden ist es auch mehr Arbeit geworden. Damals gab es auch schon kleinere Projekte. Jetzt sind die Arbeiten dafür umfangreicher.

Einen eigenen Gemeindebus haben wir uns dann später auch zugelegt. Der jetzige hat sogar Klimaanlage. Und 2008 sind wir in die Messehalle umgezogen. Damit gingen auch weitere Aufgaben und natürlich weitere Arbeitswege einher.

Was genau hat sich damit für Dich verändert?

Das Wenigste mache ich ja alleine. Das meiste passiert in Kooperation mit Kirchvorstehern und so weiter. Aber es ist natürlich ein Mehraufwand in der Messehalle.

Im Grunde betreibe ich hier Eventmanagement. Für jede Veranstaltung in der Messehalle, zum Beispiel, ist ganz viel zu klären: Schlüsselverantwortung, Nutzung der Küche unter anderem. Lange haben die Hauskreise noch unsere Räume im Pavillon geputzt. Einiges ist in der Zwischenzeit wieder anders geregelt, aber das musste und muss zum Teil immer mal wieder organisiert werden. Mit der Halle sind viele Veranstaltungen sehr viel größer geworden. Alleine, wenn ich an »Weihnachten fürs Volk« denke. Veranstaltungen im Gemeindehaus oder Clubraum hier im Gemeindebüro zu organisieren, ist viel leichter.

Und was ist über all die Jahre gleichgeblieben?

Die Menschen (lacht)! Die meisten Menschen, denen ich in den 20 Jahren hier begegnet bin, sind die gleichen geblieben. Genauso witzig und machen genau die gleichen Sachen. Und dennoch bist Du nie vor Überraschungen sicher. Das macht es aber auch so spannend.

Wir sind als Gemeinde sehr gut durchmischt: Junge, Alte, Familien, Singles. Obwohl, die Altersstruktur hat sich ein bisschen verschoben: Wir haben nicht mehr so viele junge Leute dabei.

Und die Jahre sind gleich. Das ist mir in den letzten Wochen erst so richtig klar geworden: Wir hangeln uns von Neujahr zu Ostern, zu Pfingsten, dann vielleicht zur Gemeindefreizeit und ehe man sich versieht, ist schon wieder Weihnachten. Und so geht das weiter. Die Jahre ähneln sich schon sehr.

Daran wird sich wohl auch in den nächsten 20 Jahren nichts ändern!

Nee, wahrscheinlich nicht. Das muss man nur wissen (lacht laut).

Und solche Konstanten können auch hilfreich sein!

Richtig. Das könnte man nutzen, um sich entsprechend besser vorzubereiten. Theoretisch (lacht). Und dann kommt doch wieder alles schneller, als man dachte. Wir haben ja auch nun seit über einem Jahr mit Albrecht einen neuen Pfarrer, der auch Dinge anders macht und uns etwas raus bringt aus unseren Routinen.

Umreiße uns doch mal grob, was so alles zu Deinen Aufgaben dazugehört.

[Aus Gründen der Übersicht erlaubt sich die Redaktion, Björns unvollständige Auflistung ebenfalls als Liste wiederzugeben.]

  • Amtshandlungen wie Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten, Konfirmation u.Ä. müssen organisiert werden, in die entsprechenden Bücher eingetragen und Urkunden ausgestellt werden.
  • Gottesdienste vorbereiten. Ankündigungen habe ich ganz lange selbst gemacht, Kollekten verwalten, Daten für Statistiken sammeln und entsprechende Listen erstellen
  • ebenfalls Listen für alle unserer Veranstaltungen erstellen
  • Eingemeindungen, Umgemeindungen, Austritte dokumentieren
  • Aktenverwaltung und Aktenplan aktualisieren
  • Rechnungswesen, Kassen führen und Jahresabschlüsse vorbereiten
  • den Haushalt übers Jahr überwachen
  • Inventarlisten aktualisieren
  • Spendenbescheinigungen erstellen und verschicken
  • Kirchgeldbrief bearbeiten und Versand organisieren
  • Den Gemeindebrief habe ich bis zuletzt komplett hier abgewickelt: zusammengestellt, gedruckt, das Falten mit den Gemeindeblattfaltern durchgeführt. Mit der Umstellung im September bleibt für mich dennoch die Zuarbeit.
  • Hausverwaltung für Pfarr- und Gemeindehaus mit allem, was dazugehört
  • ggf. Bauanträge stellen und Gelder beantragen
  • Publikumsverkehr: telefonisch oder per E-Mail allen möglichen Leuten Auskünfte geben
  • Öffentlichkeitsarbeit: Homepage und Aushänge aktualisieren, Einladungen und Flyer erstellen
  • Materialbeschaffung für verschiedene Veranstaltungen und das Büro
  • dem Kirchvorstand zuarbeiten, und ich bin noch in der Arbeitsgemeinschaft »Bau und Finanzen«
  • Eventmanagement für sämtliche Veranstaltungen
  • Kirchner bin ich regelmäßig und besorge Blumen für den Gottesdienst

Das ist wirklich eine ganze Menge! Was ist denn das Schönste an Deinem Beruf?

Wenn so nette Leute kommen wie Du (da müssen wir beide lachen). Dann macht man ein kurzes Schwätzchen, redet über Gott und über die Gemeinde, kann sich mitteilen.

Es gibt natürlich Aufgaben, wo es wichtig ist, dass ich ohne Unterbrechungen daran arbeiten kann, so was wie Kassenabrechnung. Dann gibt es Arbeiten, da freue ich mich, wenn ich mal unterbrochen werde, weil ich mal ‘ne Pause brauche. Gerade bei Statistiken.

Das Schöne ist auch, dass ich immer mal hier und da sein kann, also ins Gemeindehaus gehe oder die Messehalle fahre und dort was zu tun habe.

Jetzt bist Du schon auch Anlaufstelle und Vertrauensperson für einige Menschen, die hierherkommen?!

Ich hoff’s (lacht). Das kann schon passieren, dass Leute mir ihr Herz ausschütten.

Und was fordert Dich in Deinem Job eher heraus?

Herausfordernd kann alles Mögliche sein. Aber besonders sind zum Beispiel so Zeiten kurz vor dem Urlaub. Da kommt so ein riesiger Berg zusammen. Aber das kennen bestimmt einige. Oder Veranstaltungen, wo ich bis zum Schluss nicht weiß, ob genügend Helfer kommen. Das stresst mich. Früher habe ich durchaus Gemeindeblätter alleine oder nur mit einer weiteren Person gefaltet.

Im Büro soll sich ein bisschen was verändern? Was soll denn alles passieren?

Beatchen [also die Interviewerin] ist ja so freundlich, mich darin zu unterstützen, dass ich ein hoch-technologisiertes Schicki-Micki-Büro bekomme (lacht schelmisch). Scherz beiseite! Als ich vor 20 Jahren in diesem Büro angefangen habe, haben damals schon Leute gesagt, man müsste mal hier renovieren. Seitdem hat sich nichts getan. Aber Albrecht ist ein großer Unterstützer, dass wir hier und auch im Clubraum, der ja bisher immerhin ausgemistet wurde und ‘ne Küchenzeile rein bekommen hat, einen frischen Anstrich und neue Möbel bekommen. Der Empfangsbereich im Flur hat es auch so bitter nötig. Wenn man so lange an einem Ort ist, fallen einem gewisse Dinge schon gar nicht mehr auf. Aber der Bedarf auch für Gäste ist da und die Zeit ran, dass wir das jetzt auch mal umsetzen.

Was ist das schönste Geschenk, was man Dir bisher gemacht hat.

Das kann ich so gar nicht so sagen. Denn es gab nicht nur Geschenke, sozusagen, sondern auch die Momente, die ich geschenkt bekommen habe. Und wir hatten über die Jahre so schöne Momente. Wenn ich mich an die Büro-Weihnachtsfeiern erinnere damals mit einem Team von 10 Leuten. Oder die Zeiten, die wir eher schon nach Siloah gefahren sind, um die Gemeindefreizeit vorzubereiten und dann abends am Lagerfeuer saßen. Das habe ich immer sehr genossen. Auch Gebetsmomente – daran erinnere ich mich sehr gerne zurück.

Was bedeutet denn Glauben in Deinem Berufsalltag?

Das ist ganz wichtig, den Glauben damit reinzunehmen. Denn dieser Alltag lädt so ein, sein Ding zu machen. Ich arbeite ja nun an einer kirchlichen Stelle, doch die Aufgaben sind alles Aufgaben, die es einfach abzuarbeiten gilt. Aber ich merke, es macht einen großen Unterschied, ob ich für eine Aufgabe bete oder eben nicht. Gott erinnert mich auch daran. Er sagt: Du darfst mich auch fragen. Gerade wenn ich was suche oder eine Lösung brauche und Gott antwortet – dafür bin ich immer sehr dankbar.

Was schätzt Du besonders an der Andreasgemeinde?

Jemand hat mal gesagt: Die Gemeinde ist voller verrückter Leute. Und die sind deshalb da, weil sie hier angenommen werden, wie sie sind. Jeder von uns hat ja so seinen Spleen. Die Andreasgemeinde war eigentlich immer eine sehr offene Gemeinde. Das hat mir immer sehr gut gefallen und zeigt mir, dass sie ein sehr großes Herz hat.

Bei mir selbst war das so. Ich wurde nach meiner Bekehrung mit Einladungen von Gemeindegliedern überhäuft und habe das sehr genossen. Ich weiß nicht, wie das jetzt ist, ehrlich gesagt. Ich wünschte mir, dass das wieder mehr wächst, damit diese Gemeinschaft wieder mehr wächst. Ich glaube, das ist eine große Gabe, die uns Gott als Gemeinde mitgegeben hat – bereit sein, Leute zu tragen, die »leicht« sind und aber auch Leute zu tragen, die eben »nicht ganz so leicht« sind mit der gleichen Liebe. Das hat mich immer begeistert.

 

Danke, lieber Björn, für das tolle Interview mit Dir! Es war mir eine Freude. Wie immer.