Atme in mir, Heiliger Geist!

Glaubenszeugnis von Ute Benndorf

Meine Reise mit dem unbekannten Wesen Gottes

Es sind schon so viele Bücher über den Heiligen Geist geschrie­ben worden, die ganze Biblio­theken füllen könnten. Ich kann Euch nichts Neues erzählen, aber ich kann Euch von meiner Reise mit dem Heili­gen Geist erzählen und von meinen Gedanken, die ich zu ihm habe in der letzten Zeit.

1992 war ich in Taizé, ein Örtchen im Burgund/­Frank­reich. Dort gibt es eine ökumenische Gemein­schaft von Brüdern, die zum gemeinsamen Gebet mit Taizé­liedern und zum Austausch einladen. Ich saß nach sechs intensiven Tagen mit den anderen jungen Menschen am Samstag­abend in der Kirche beim Gebet und als wir »Veni Sancte Spiritus« (Komm, Heiliger Geist) sangen, wurden die kleinen Kerzen angezündet, so dass sich die Kirche in ein Kerzen­meer verwandelte. 6000 Menschen aus ganz Europa luden den Heiligen Geist in ihr Herz ein, auch ich und er war da – spürbar, nah! Es war fünf Jahre her, dass ich Gott in mein Herz eingeladen hatte, aber den Heiligen Geist hatte ich noch nie so intensiv erlebt. Ich fuhr nach Hause und die Erinnerung verschwand bald im Stress des Alltages.

Immer wieder brachte sich der Heilige Geist in Erinnerung, schließlich war ich ja Mitglied der charis­matischen Andreas­gemeinde, aber ich hielt ihn aus unter­schied­lichsten Gründen auf Abstand. Manchmal hatte ich Erfah­rungen durch andere Mit­christen, die mich überforderten, manch­mal fühlte ich mich gedrängt und ich empfand keine Ent­scheidungs­frei­heit. Oft hatte ich ja schon mit Jesus und seinem heraus­fordernden Lebens­stil ein Problem, geschweige denn, dass ich mich noch diesen unbekann­ten Wesen nähern sollte. Ich war miss­trauisch und wollte die Kontrolle behalten.

Ich begriff nicht, dass ich mir eine dunkle Brille aufsetzte und die »Welt« licht­ärmer, kälter und freud­loser wahr­nahm. Ich sah weder die unend­lichen schönen Farben noch die Inten­sität des heilen­den Lichts, welches Gott uns gnädig schenken möchte. Ich nahm dadurch nur einen Teil seines Wesens wahr, stellte die anderen Bereiche an den Rand. Ich beschränkte den drei­einigen Gott und beraubte mich selbst, den wunder­baren Gott in seiner Ganz­heit, Fülle und Schön­heit wahr­zu­nehmen. So ist das Leben ohne den Heiligen Geist.

Irgendwie hatte ich schon immer eine tiefe Sehn­sucht nach der Nähe Gottes, aber meist nur, wenn ich kurz vor dem Ver­dursten war. Also da war so ein kleines Rinn­sal, was da tröpfelte, aber es war nicht der lebendige Strom, der immer spru­delte Tag für Tag und mir Kraft gibt. Ich machte eigen­tlich fast alles aus meiner eigenen Kraft und je älter ich wurde, umso schneller kam ich an meine Grenzen. Da waren Ver­letzungen aus der Kind­heit, die irgendwie nicht heilen wollten, wo ich nicht weiter­kam und dadurch auch immer wieder andere, vor allem meine Nächsten, mit meinem Verhalten verletzte.

Es gab zwar kleine Fort­schritte, aber die ersehn­te Heilung in der Tiefe ließ auf sich warten. Es fehlte die Hin­gabe an den Heiligen Geist, es fehlte das tiefe Ver­trauen zum himmlischen Vater und es fehlte, dass ich mein Herz wirklich total öffnete und bereit war, alles Jesus ans Kreuz zu geben, auch meinen größten Schmerz und meine Zweifel an seine Liebe zu mir. Ich merkte, viele Bau­stellen in meinem Leben sind auf Mangel an den Heiligen Geist zurückzuführen.

Dann kam das Pflege­kind in unsere Familie. Gott hatte diesen Weg, ein fremdes Kind auf­zu­nehmen, vorher durch verschie­dene Worte bestätigt, doch als sie da war, fühlte ich mich schnell über­fordert. Ich wollte sie gesund lieben, aber meine mensch­liche Liebe war sehr schnell weg. Ich brauchte eine über­natürliche Quelle. Meine Lieb­losig­keit war für mich eine große Not. Die Sehn­sucht nach der Liebe Gottes wurde immer größer, denn ich wusste, dass es für mich die einzige Chance ist, dem Pflege­kind das zu geben, was es braucht.

Aber irgend­wie änderte sich nichts. Man kann ja nicht in die Hände klatschen und plötzlich liebt man mehr, selbst wenn man sich dafür entscheidet. So waren es manchmal schmerz­hafte Momente, die wir mit­ein­ander aus­halten mussten.

Aber Gott gibt nie auf, er sucht immer die Begeg­nung mit unseren Herzen. Und irgend­wann, wenn wir bereit sind, knackt er unser Herz wie eine harte Nuss und macht das, was tot ist, wieder lebendig, so dass der Heilige Geist einziehen kann. Gott schenkte mir einen Traum von einem roten Kleid… Ich war in einem Herbstwald und eilte zu einer kleinen Kapelle, in der ein Kind von mir heiraten wollte. Die Glocken läuteten schon. Da ich noch kein Fest­tags­kleid anhatte, musste ich in den kleinen Laden nebenan. Für mich war schon ein rotes Kleid bereitgelegt, aber nun bekam ich meine alten Sachen nicht aus, um das neue Kleid anzuziehen. Mein Kampf war aussichts­los. Ich brauchte Hilfe… Ich wusste, diese Hilfe war der Heilige Geist.

In den letzten zwei Jahren hat sich nun schon einiges geändert: Erstmal habe ich meine Jesus­beziehung intensiviert, mein Herz geöffnet und meine ver­dunkelte Brille abgesetzt. Somit war mein Blick zu Gott hin klarer. Ich konnte Jesus fragen, was ich mit der Hilfe des Heiligen Geistes ausziehen (z. B. Arbeit mit Kindern in der Gemeinde) und was das rote Kleid in der Zukunft sein soll, z. B. Verant­wortung im Segnungs­zelt. Hier benötige ich die Hilfe des Heiligen Geistes für jedes Gebet. So ist er mit vielen kleinen Erfah­rungen in mein Herz eingezogen. Er ist dort nicht nur Gast und besucht mich manchmal, wie es früher war. Ich begrüße ihn schon morgens und genieße sogar seine Gemein­schaft beim Sport, bei der Hausarbeit oder beim Sonnen­aufgang und -untergang. Meine Sicht auf den Heiligen Geist hat sich sehr geändert.

»Denn der Geist Gottes selbst
bestätigt uns tief im Herzen,
dass wir Gottes Kinder sind!«
(Römer 8,16)

Eine der letzten ermuti­genden Erfah­rungen zum Thema Heiliger Geist war das Seminar »Komm, Geist Gottes« von Swen Schön­heit. Hier wurde ein Bild vom Heiligen Geist gemalt, das sich nicht nur auf seine Geistes­gaben fokussierte, sondern die ganze Viel­falt des Heiligen Geistes ver­suchte einzu­fangen. Es war sehr schön, an viele Eigen­schaften des Heiligen Geistes erinnert zu werden: Tröster, Lehrer, Rat­geber, Stell­ver­treter Christi…

Das Seminar wollte den Heili­gen Geist aus dem Schatten­dasein unserer Herzen holen und hatte dafür viele unter­schied­liche Ansätze wie Wissens­vermittlung, Gebet und Lobpreis oder Gesprächs­gruppen. Manche Zusammen­hänge waren mir neu, manche Erfah­rungen der anderen Teil­nehmer ermutigten mich und für das Gebet oder den Lobpreis war ich sehr dankbar. Eine erweiterte Version der Aus­führungen von Swen Schönheit kann man sich bei Bibel TV anschauen, um dem Heiligen Geist noch näher zu kommen und eigene Vorurteile oder nega­tive Erfahrungen abzubauen. Neu bewusst wurde mir vor allem die wunder­bare Sanft­heit des Geistes und dass der Heilige Geist jedem so begeg­net, wie er es gerade braucht. Diese Aussagen waren heilsam für mich.

Ich habe noch keinen »Heiligen­schein«, aber ich merke, dass sich einiges in meinen Herzen verändert. Ich bin zwar immer noch mit­unter ungeduldig zu meinen Kindern, aber auf der anderen Seite durch­flutet mich manch­mal eine Liebe zu meiner Pflege­tochter, wie ich es vorher nicht gekannt habe. Ich habe eine große Sehn­sucht, mehr Zeit mit meinem Gott zu ver­bringen. Gebets­zeiten sind für mich jetzt nicht anstren­gend, sondern Quelle der Kraft. Ich liebe Lob­preis und bei meinem Dienst im Segnungs­zelt komme ich reich beschenkt zurück. Ich erlebe, dass immer öfters ein tiefer Frieden in mein Herz einzieht. Ich darf mich als Gefäß Gottes fühlen, das der Heilige Geist füllt mit Liebe, die ich weiter­geben darf. Er ist der heilen­de Klebstoff für die Risse im Gefäß, die im Leben un­ver­meid­bar sind. Ohne ihn ist mein Handeln nur Stück­werk. Er ist das Kost­bare, was ich im Herzen tragen darf, und er vertieft meine Gewiss­heit, dass ich ein gelieb­tes Kind Gottes bin.

Danke, Heiliger Geist! Atme in mir, Heiliger Geist! Amen.

Fotocredits Taube/Heiliger Geist: unsplash/serge-taeymans